Zitatenschatz

__  “Ich habe den Eindruck, AXIS 1.0 macht diesen Platz zu einem friedlicheren Ort. Vorgestern zum Beispiel lag ein Liebespärchen bestimmt eine halbe Stunde lang Arm in Arm auf dem CHIP. Dann habe ich Harriet aus Uganda kennengelernt. Sie kam gerade müde von der Arbeit, war dann aber so fasziniert, dass sie noch eine ganze Weile stehen blieb und mir sogar ihre Telefonnummer gab, um weitere Informationen zu erhalten. Am Montag kam ein junger Mann, hat sein Fahrrad abgestellt und sich auf den CHIP gesetzt, um zu meditieren. Immer wieder habe ich beobachtet, wie Menschen ihre Hände auf den CHIP legen, um die Klangvibrationen zu fühlen. Viele fotografieren und filmen die Installation und nehmen so etwas davon mit nach Hause.”__

Dorothee Pilavas

__  Ja, »PHARUS« macht sprachlos. Auch, weil der Dom nicht Kulisse ist, sondern vielmehr die Hauptrolle spielt. "Beton lebendig machen", wie es ein Besucher treffend nennt, das hat die Künstlergruppe »Area Composer« perfekt hinbekommen. So wird der Besucher in der zweiten Station »Epiphany« geradezu hineingezogen in einen Sog aus Farben und Formen, die sich mischen, auflösen, neue Verbindungen eingehen. »Epiphany« soll die Glasfenster porträtieren, die den Besucher im Dom empfangen.__
__ »PHARUS« ist ein Paukenschlag am Ende eines spannenden Jubiläumsjahres. Mehr als 5000 Fotos und 14 Stunden Tonaufnahmen haben Peter Hölscher, Ronald Gaube und Dorothee Pilavas in drei Jahren zusammengetragen, die Licht-Installationen stammen von Uta von Schenck und Paul Friedel.  __

Kathrin Melliwa

__  Gut 5000 Fotos im und rund um den Dom aufgenommen, bilden die Grundlage für die bildliche Darstellung, Geräusche, Stimmen und Klänge waren die Basis der Komposition. Der kaum merkbare Übergang der Bilder ist extrem entschleunigend, wer Bilder und Musik auf sich wirken lässt, erfährt auf wundersame Weise eine innere Ruhe. Hauptmotiv des zweiten Teils, »Epiphany« überschrieben, ist das Rosenfenster. Die Musik wird drängender, ist aber immer noch harmonisch, während sie im dritten Abschnitt, der eine Führung durch die Kathedrale darstellt, phasenweise grell, in einigen Passagen beklemmend wirkt – in Bild und Ton gefasste Hoffnungen und Ängste der Besucher, mit deren Auseinandersetzung sich neue Wege offenbaren. Dominierendes Element des vierten, mit »Salvation« überschriebenen Parts ist der jubelnde Klang der Orgel, der Weg führt zurück ins Freie, unter einen strahlend blauen Himmel.
Das Publikum dankt den Künstlern mit langanhaltendem Applaus  __

Reinhard Lüdeke

__  Immer wieder aber vermittelt das Band einer Straße oder ein plötzlicher Lichteinfall den Eindruck, als ob sich Wege durch das undurchdringliche Dickicht auftun. Auch ist die Unschärfe ein wichtiges Stilmittel der "LiquidImages" – der zerfließenden Bilder also –, die das konkrete Motiv bis zur Abstraktion transzendieren kann. Damit korrespondiert die Bewegung der Musik, die an einigen Stellen in schrilles Stakkato, in Dissonanzen oder ins Geräuschhafte ausbricht, daneben aber Melodie-Fragmente oder harmonische Unisono-Passagen enthält. __

Hans-Willi Hermans

__  Das Konzert und Peter Hölschers Liquid Images waren dann eine Offenbarung – besonders sein Beitrag zum Ganzen. Mit der Musik konnte ich nicht so viel anfangen – vielleicht auch, weil das Saxofon für die winzige Kirche einfach zu dominant war. Aber die stets wechselnden, herbstlich winterlichen Impressionen von Peter Hölscher fingen das regelrecht auf. Mit etwas Phantasie konnte man sich in einem Feen-, Zauberreich wähnen, entrückt dieser harten Welt   __  Beim Rausgehen (das Kirchlein war bis auf den letzten Platz gefüllt) dann noch eine sehr sinnfällige Überraschung – zwischen den kahlen Bäumen dort der fahle, gelbe Mond … genau so, als seien Außen und Innen eins, als habe Hölscher auch diesen Eindruck der kalten Nacht über die Kirche projiziert. __

Klaus Liebe

__  Die Bilder zu den gezeigten Zyklen sind surreale Verwischungen und Farbtänze. Durch eine extrem langsame Überblendprojektion lösen sich die Bilder ineinander auf, gleichzeitig entstehen andere Eindrücke. Extrem lange, aber genau kalkulierte Belichtungszeiten bilden durch immer wieder sich akkumulierende Lichter immer neue und überraschende Verfremdungen der realen Motive, die man meist nur erahnen kann. Man muss sich das vorstellen wie eine Aquarellmalerei, bei der Farben mit immer mehr Wasser im Pinsel verzogen, verflüssigt, feiner werdend ineinander fliessen bis schliesslich nur noch einen Rausch von Farben auf dem Papier bleibt. Beim Foto ersetzt sich die Farbe durch Licht. Je nachdem, an welcher Stelle im Bild das Licht auftrifft, addiert es sich immer weiter in Licht und Schatten hinein, je nach Länge der Belichtungszeit. Herkömmlicher Weise ist diese Zeit bei einer realen fotografischen Abbildung eine sehr kurze. Der Bruchteil einer Sekunde. Hier aber wirkt das Licht längere Zeit auf die lichtempfindliche Schicht (beim analogen Film) bzw. den digitalen Sensor, also praktisch immer auf die selbe Fläche ein. Dabei addiert sich Licht und Farbe immer mehr. Bei zu langem Offenhalten des Kameraverschlusses bis hin zum völlig weißen (überbelichteten) Bild. Bewegt man während dieser Belichtungszeit zusätzlich noch die Kamera, dann verschieben sich die Überlagerungen noch an verschiedene Stellen im Bild. Jedes Zittern, Schütteln, Drehen der Kamera überträgt sich in die Abbildung. Das Ergebnis sind völlig surreale Bildkreationen. __

Wilfried Beege

__  So hat Rüsenberg die Bilder von Hölscher einer stillgelegten Zeche in Dinslaken-Lohberg mit Klängen unterlegt, die er m Hafen von Gdansk/Danzig in Polen aufgenommen hat – Geräusche jener Werft, in der die Solidarnosc-Bewegung entstand. Nah herangekommen sei er nicht, erzählt Rüsenberg: "Aber die Geräusche wehten herüber, ein immerwährendes Dröhnen und Summen, mit Metallgeräuschen, Hämmern, Rasseln, Sirren dazwischen." Die Zechen-Bilder faszinieren noch mehr als die aus dem Park. Da zeichnen sich vage Umrisse von Kränen, Bohrtürmen und Hallendächern in fahlem Sandgelb in das Grauweiß des Himmels, fließen in verschwommene Details, ein Flansch oder ein Zahnrad, im Hintergrund Paneelen oder eine Fußbodenstruktur, immer eingebettet in verwischte Linien, Farbflächen, Reflexionen. Der "Drone" von Rüsenberg mit seinem wellenförmigen Auf und Ab, erschafft eine Ahnung von der Atmosphäre jener Zeit, als die Zeche noch in Betrieb war. Am Ende blendet alles ins konturlose Weiß auf und ins Fading des Grundrauschens. __

Robert Ullmann

__  Gerade sind die Umrisse des Gebäudes noch vage zu erkennen, dann verschwimmen sie in einer impressionistischen Komposition aus Braun-, Grau- und Blautönen. Allmählich werden dann harte Linien sichtbar, sie durchschneiden das Bild, eine Farbexplosion in Rot kommt rechts oben hinzu, die Abstraktion ist vollkommen. Dann wieder meint der Zuschauer, auf die Wand werde das Gemälde eines alten Meisters projiziert, in dem Dämonen die armen Seelen in den untersten Kreis der Hölle hetzen.
Mit ihrer ständigen Bewegung, dem Spiel mit Motiven und Strukturen, den behutsamen, zuweilen auch plötzlichen Veränderungen übersetzen die "Liquid Images" – die "flüssigen Bilder" also – des Fotografen, Bildhauers und Grafikers Peter Hölscher den klanglichen Reiz musikalischer Kompositionen in die optische Sphäre. __

Hans-Willi Hermans

__  Der aus Leverkusen stammende Peter Hölscher zeigte zur Musik sein Liquid Image "Idol en Amen", das aus unscharfen, farbigen Fotografien der Kirche Notre Dame de Paris besteht, die unmerklich ineinander übergehen. Als er die Aufnahmen gemacht habe, erzählt Peter Hölscher, habe in der Kirche jemand Musik von Messiaen gespielt. Auf der Leinwand sah man fotografische Effekte, die mitunter an Gerhard Richters Bilderwelten erinnerten und im Zusammenspiel mit der Musik eine ganz besondere Intensität erhielten. Und umgekehrt: Auch das musikalische Erlebnis intensivierte sich in dem völlig abgedunkelten Raum, dessen einzige Lichtquellen die Leinwand und der schwache Schimmer der Klavierlampe blieben. __

Bernhard Hartmann

__  Am Ende stand ein völlig aus dem Rahmen fallendes, wunderbar kurioses Konzert- und Geräuscherlebnis, das zweierlei zeigte. Erstens: Dank Künstlern wie Cage, Niehaus oder dem Ensemble dieses Abends wird Musik vorangebracht, bleibt sie spannend. Zweitens: Cage und Co. haben dankenswerterweise der ohnehin schon immer völlig irrsinnigen Unterscheidung zwischen E- und U-Musik den Garaus gemacht. Es lebe der Freigeist. __

Frank Weiffen

__  Und Hölschers Präsentation zeigt bereits, wie die Verbindung von bildender Kunst und Musik in diesem Projekt verstanden wird: gleichberechtigt, inspirierend, in originelle, unbekannte Wahrnehmungszonen vorstoßend. Hölschers Fotografien, um die Ben-Skulptur herum gruppiert, sind ganz von dieser Art. Verschwommene Szenen, in denen die Welt wackelt, die Betrachter in Spalten des Lichts nach Einsichten und Auswegen suchen, während die Augen bereits in undurchsichtige Abgründe stürzen. __

Jürgen Kisters

__  Helle, nahezu transparente Flächen wie in wilder Bewegung eingefroren, farbige Fäden, die das Bild durchziehen und strukturieren, menschliche Konturen; stets dunkel und unscharf – bestenfalls. Peter Hölscher, Fotograf und Grafiker, porträtiert Musiker wie Peter Brötzmann, Ivan Sokolov oder Dietmar Bonnen mit Vorliebe während ihrer Auftritte. Seine Fotografien stellen ein Pendant zum Schaffen der Instrumentalisten dar, deren Interesse oft eher dem Spiel mit Klangflächen oder -farben gilt als festgelegten Harmonien oder starren musikalischen Abläufen. __

Hans-Willi Hermans

__  Irgendwie war es das Gegensätzliche von "sadomasochistischem Entzug der Fülle", aber doch auch so etwas wie Transsubstantiation, Verwandlung von grobschlächtiger Materie, Holz und Eisen (und im Innern der Gebilde verborgener Elektronik) in eindrückliche Gebilde, die man sogar benennen konnte, Ben und Anna, und die über Tönen und Geräuschen miteinander kontaktieren – abweisend, sich näher kommend, heiser krächzend, klangvoll tönend, werbend, verendend. aufwachend. __

Dr. Anneliese Lissner

__  Der Beginn ist Klopfen und Klackern: Von hinten betreten die Musiker des Ensembles "Ben & seine Freunde" den Spiegelsaal und bearbeiten die edle Holzvertäfelung sowie das Parkett des Raumes rhythmisch mit Händen, Trommelstöcken und Schuhsohlen. Dieses Spektakel hat sogar einen Namen: "Variations 8" nennt es sich – ein "Stück" Musik komponiert von John Cage. Und wenn dieser Name bei einem Konzert fällt, wird vieles klar, was bis dahin vielleicht nicht so klar war. __

Frank Weiffen

__  Hölschers Baumfragmente werden zu schwarzen Wesen, die ganz eigentümliche Lebendigkeit ausstrahlen. Nichts von der Vergänglichkeit, die dem Naturstoff Holz anhaftet, ist geblieben. Die schwarz-glänzende Oberfläche scheint die aufstrebenden, gedrungenen, ausgehöhlten oder durchbrochenen Stücke zu verhärten; fast unvergänglich muten sie an. __

Ilse Tjardes

__  Hölscher scheint darum zu wissen, wenn er von den Waffen und Trophäen, den magischen Resten des Gefundenen sich wendet und als Zeichner seinem inneren Rhythmus folgt. Er ist mit dem Zeichenstift ein Suchender, um sich selbst Kreisender, der dem gebrannten Holz in seinem barocken Faltenwurf folgt. Es sind organische Formen, die sich immer wieder zu sklerotischen Gerüsten verdichten, Knochen zeigen, die dem gefiederten Schwung Halt geben sollen, ohne allerdings dabei einen Boden zu berühren. __

Karl Neuffer

__  Peter Hölscher erfindet Beziehungen zwischen Scherben industrieller sowie natürlicher Gegenstände. Offenkundig präsentieren sich die Fragmente eines Vergangenen in seinen Objekten. Doch kann selbst rückbesinnende Betrachtung bekannter Einzelteile sich bisweilen dem Humor nicht verschließen, dem diese Scherben in ihrer Neukombination anvertraut sind. Sinnlichen Gegenständen können Geräusche, Klänge, Töne anhaften. Die Skulpturen Peter Hölschers äußern sich nicht nur stumm in ihrer Gestalt, sondern auch laut in ihren Stimmen. __

Donate Tamara Lissner

__  Der Ausspruch eines Musikers, dass grundsätzlich alle Musikinstrumente schon erfunden seien, weckte in Hölscher den künstlerischen Frankenstein, der schließlich BEN erschuf. __

Bernd Schuknecht

__  Anders Peter Hölscher: Derartige Geräusche sind ihm Inspiration und Ausgangspunkt für die Schöpfung seiner Klangskulpturen. Dabei handelt es sich um aus Holz und Metall gefertigte Objekte der Bildenden Kunst, die gleichzeitig als Musikinstrumente zu verwenden sind. __

Hans-Willi Hermans

__  Daher öffnete Hölscher einfach seine Blende für ein bis fünf Sekunden, "und ließ rein was immer im Raum war." __

Hans-Willi Hermans

__  Ein gigantisches Kunstereignis, das sich nicht wirklich in Worte fassen lässt. __

Eva Hoffmann

__  Mit ausgewählten Arbeiten des Leverkusener Bildhauers und Fotografen Peter Hölscher hat der Mündener Kulturring eine außergewöhnliche Ausstellung nach Hann. Münden geholt. Unter dem Titel "von Draußen – Spiel ohne Grenzen" hat der Künstler sogar eigens für die Ausstellung eine Bildinstallation vom Welfenschloss komponiert und im Zuge der Ausstellungseröffnung am Sonntag auf sehr eigene Weise präsentiert. __

HNA

__  Hölscher hat zwar während des Baus Fotografien vom Innenleben gemacht, aber sie sind ebenso wenig scharf wie die bewegten Klänge. Die Bilder dienen nicht der Dokumentation, sondern sind eigenständige Kunstwerke. Speziell für die morgige Aufführung hat Hölscher drei grafisch notierte Variations von Cage übereinander in den Grundriss des Spiegelsaals projiziert. Danach werden die Musiker spielen, und die Besucher können eine solche Grafik erwerben. __

Monika Klein

Sculpture Sound.   play   pause   rewind